Die aggressive Kehrtwende der Zentralbanken im vergangenen Jahr verlangsamt den Aufschwung und scheint zunehmend das größte Abwärtsrisiko für das Wachstum zu sein. Die Ökonomen der SEB korrigieren ihre Prognose für das globale BIP-Wachstum in den Jahren 2022 und 2023 leicht nach oben auf 3,3 respektive 2,5 Prozent, während sie die Prognose für 2024 auf 3,3 Prozent senken.
„Die geldpolitische Straffung wirkt sich mit einer Verzögerung aus und birgt das Risiko, dass die Zentralbanken die Zinssensitivität der Wirtschaft unterschätzen“, sagt Jens Magnusson, Chefökonom der SEB. „In den USA hat die Federal Reserve ihren Leitzins so schnell wie seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr angehoben. Die hohe Staatsverschuldung in den schwachen südeuropäischen Volkswirtschaften und die stark fremdfinanzierten Haushalte in Schweden und Norwegen sind besonders anfällig. Dennoch scheinen die Wachstumsaussichten jetzt ausgewogener zu sein, da sich die Aussichten bei den Themen Inflation und Energie verbessert haben.“
Wahrscheinlichkeit einer tiefen Krise hat sich verringert
Das BIP-Wachstum im Jahr 2022 war in den meisten Ländern stärker als erwartet. Ersparnisse aus Zeiten der Pandemie und der Wunsch der Haushalte, zur Normalität zurückzukehren, stützten den privaten Verbrauch. Die Unternehmen profitierten hingegen von einer Erholung der globalen Lieferketten sowie von einer weiterhin relativ gesunden Nachfrage. Auch der jüngste Rückgang der Energiepreise verringerte den Kostendruck. Die Verzögerung des Abschwungs hat dazu beigetragen, dass die Ökonomen der SEB die BIP-Wachstumsprognosen für das Gesamtjahr 2023 sowohl für die USA als auch für Westeuropa etwas nach oben korrigiert haben und sie die BIP-Wachstumsprognose für China nach der Aufhebung der COVID-19-Beschränkungen ebenfalls nach oben korrigierten.
„Die Widerstandsfähigkeit im Jahr 2022 hat uns geholfen, eine Situation zu vermeiden, in der die Wirtschaft in eine Rezession eintritt, während die Inflation ansteigt“, sagt Håkan Frisén, Leiter des Bereichs Wirtschaftsprognosen bei der SEB. „Eine solche Entwicklung hätte zu einem 'perfekten Sturm' führen können, dem die Zentralbanken ausgesetzt wären. Die Zeit, die wir nun gewonnen haben, hat die Risiken einer tiefen Rezession verringert. Dies hat sich bereits in steigenden Aktienkursen niedergeschlagen."
Allerdings verzögert das Handeln der Zentralbanken eine wirtschaftliche Erholung – ein Grund, warum die Ökonomen der SEB die BIP-Prognosen für 2024 nach unten korrigiert haben. Die Leitzinsen befinden sich jedoch in der Nähe ihres Höchststandes und die Renditen langfristiger Anleihen haben ihren Höchststand bereits überschritten.
Prognose zur Inflation hat sich verbessert
Die Aussichten für den Energiemarkt haben sich für die nächsten Jahre verbessert. Das Risiko einer akuten Energiekrise in Europa ist fast gebannt und das Risiko von Erdgasrationierungen in diesem und im nächsten Winter ist sehr gering. Dennoch wird der Weltmarkt für fossile Brennstoffe voraussichtlich angespannt bleiben, was auf einen erneuten Anstieg der Erdgas- und Ölpreise schließen lässt. In der Zwischenzeit sind die Frachtpreise gesunken und die Preise für Agrarrohstoffe gefallen. In den USA scheint sich der Anstieg der Löhne und Gehälter im privaten Sektor verlangsamt zu haben, obwohl er immer noch beunruhigend hoch ist. In Europa, insbesondere in den nordischen Ländern, lassen die Reaktionen der Löhne auf die Inflation darauf schließen, dass das Schreckgespenst einer Lohn-Preis-Spirale unwahrscheinlich ist.
„Das Risiko einer Wiederholung der 1970er Jahre mit einer anhaltend hohen Inflation hat sich verringert und die relativ neutrale Finanzpolitik deutet auch darauf hin, dass die Fehler jener Ära vermieden werden“, ergänzt Håkan Frisén. „Weitere Basiseffekte – wie das Verschwinden der starken Preissteigerungen im Frühjahr 2022 aus den Zwölfmonatszahlen – in Verbindung mit einer gewissen Normalisierung der aufgeblähten Preisniveaus werden dazu führen, dass die Inflationsrisiken am Ende unseres Prognosezeitraums eher nach unten gerichtet sind."
Lesen Sie hier den vollständigen Nordic Outlook für Januar 2023.
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Die SEB ist ein führender nordeuropäischer Finanzkonzern. In Schweden und den baltischen Staaten bietet die Bank ein breites Spektrum von Beratungsdienstleistungen und Finanzlösungen an. In Dänemark, Finnland, Norwegen, Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande und Großbritannien konzentriert sich die SEB auf das Geschäft mit Firmen- und institutionellen Kunden sowie Asset Management. Die SEB ist in über 20 Ländern der Erde präsent und hat eine Bilanzsumme von 3.533 Milliarden SEK (per 31. Dezember 2022). Der Konzern verwaltet ein Vermögen von 2.123 Milliarden SEK und hat rund 16.500 Mitarbeiter. Weitere Informationen zum SEB Konzern auf www.sebgroup.com. Mehr über die SEB in Deutschland unter www.seb.de.