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Wie geht es weiter mit der EU-Taxonomie?

Karl-Oskar Olming, Nancy Saich und Antje Schneeweiss

Der erste Teil der EU-Taxonomie ist in Kraft getreten. Wie geht es nun weiter und was ist der nächste Schritt? Diese Fragen wurden in einem SEB Webinar mit Vertretern einer Expertengruppe diskutiert, die die Europäische Kommission zur Taxonomie berät.

„Wir glauben, dass es wichtig ist, unser Wissen mit unseren Kunden zu teilen, ihnen einen Überblick über den Stand der Dinge zu geben und die Fortschritte unserer Arbeit aufzuzeigen", sagt Karl-Oskar Olming, Head of Sustainability Strategy and Policy bei der SEB sowie Mitglied der Expertengruppe.

Die EU-Plattform für Sustainable Finance besteht aus etwas mehr als 50 Mitgliedern und umfasst Experten aus der Industrie und Interessengruppen, Behörden, Wissenschaft und Forschung sowie eine Reihe von Großunternehmen. Der private Bankensektor ist durch die SEB und die BNP Paribas vertreten.

Im Frühjahr veröffentlichte die Expertengruppe drei Berichte mit Empfehlungen, wie die Taxonomie entwickelt werden sollte. Zwei der Hauptautoren waren anwesend, als die SEB Firmenkunden und Finanzinstitute zu einem Webinar einlud, um die Pläne vorzustellen.

Soziale Taxonomie

Im Webinar ging es unter anderem um die Arbeit an der Entwicklung einer sozialen Taxonomie. „Wir benötigen eine soziale Taxonomie, um soziale Investitionen transparenter zu machen“, sagt Antje Schneeweiss. Vorsitzende der EU-Expertengruppe zur sozialen Taxonomie. „In gleicher Weise wie wir mehr Kapital für grüne Aktivitäten brauchen, benötigen wir auch mehr Kapital für Investitionen, etwa in die Gesundheitsversorgung, den sozialen Wohnungsbau oder die Bildung. Mit einer Sozialtaxonomie können wir diese Investitionen für Banken und Investoren hervorheben."

Die größte Herausforderung für eine EU-Sozialtaxonomie besteht darin, dass der Sozialbereich durch nationale Rechtsvorschriften geregelt wird, die von Land zu Land unterschiedlich sind. „Wir müssen einen Weg finden, um auf der nationalen Gesetzgebung aufzubauen, mit Kriterien, die sinnvoll bleiben, aber in den verschiedenen Mitgliedsstaaten unterschiedlich zum Ausdruck kommen. Das ist eine Herausforderung", ergänzt Antje Schneeweiss.

Erweiterte Taxonomie

Nancy Saich ist ebenfalls Mitglied des Expertengremiums und gibt Empfehlungen für eine erweiterte Umwelttaxonomie. An dieser Arbeitsgruppe hat auch Karl-Oskar Olming teilgenommen. Der Bericht konzentriert sich auf die Teile der Wirtschaft, die nicht von den grünen Klimakriterien im ersten Abschnitt der Taxonomie betroffen sind. Nancy Saich erklärt, dass es dabei um drei Bereiche geht:

„Erstens müssen wir die Unternehmen identifizieren, die den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft niemals schaffen können, wie etwa der Kohlebergbau oder die Hersteller von konventionell angetriebenen Fahrzeugen. Hier müssen wir in der Lage sein, den 'Just Transition Fund' der EU-Kommission zu nutzen, um Arbeitsplätze und Beschäftigung zu schützen. Wir sind auch der Meinung, dass wir die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit beschleunigen sollten, indem wir grüne Finanzierungen für die Stilllegung solcher Betriebe nutzen."

Der zweite Bereich betrifft Unternehmen, die sich wandeln müssen, derzeit aber weder den Schwellenwert der Taxonomie für erhebliche Schäden noch den Schwellenwert für die grüne Taxonomie erfüllen. Was die Kriterien der Taxonomie für die Schwerindustrie betrifft, so sind nur zehn Prozent der Unternehmen, die am EU-Emissionshandelssystem teilnehmen, als grün eingestuft.

„Das bedeutet, dass 90 Prozent nicht grün sind. Es besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen Unternehmen, die sich in einem Übergangsprozess befinden, aber noch nicht vollständig grün sind, und Unternehmen, die überhaupt nichts tun. Wir wollen mehr Unternehmen dazu motivieren, sich von Aktivitäten zu trennen, die erheblichen Schaden anrichten. Wir bezeichnen dies als 'intermediären Übergang' (bernsteinfarbene Kategorie). Dies ist viel umfassender, da es mehr Unternehmen die Möglichkeit bietet, ihren Übergang zu finanzieren.“

Der dritte Bereich ist der Dienstleistungssektor, der 30-40 Prozent der europäischen Wirtschaft ausmacht. „Der Dienstleistungssektor hat im Allgemeinen eine geringe Umweltbelastung, muss aber dennoch umweltfreundlicher werden. Dienstleistungsunternehmen brauchen energieeffiziente Gebäude, müssen auf Elektrofahrzeuge umsteigen und sich stärker am Kreislaufprinzip orientieren. Sie benötigen auch Zugang zu grüner Finanzierung, um ihre Umweltauswirkungen zu verringern, auch wenn sie in absehbarer Zukunft nicht unter die Definitionen der Taxonomie fallen werden.“

Kurz- und Langzeitperspektive

Wann können die Empfehlungen der Expertengruppe umgesetzt werden? „Änderungen der Taxonomie erfordern gleichzeitig Gesetzesänderungen und das wird zweifellos einige Jahre in Anspruch nehmen“, sagt Nancy Saich. „Viel hängt auch davon ab, ob die Europäische Kommission beschließt, einige dieser Ideen weiterzuverfolgen. Es gibt jedoch ein paar Punkte, die schnell umgesetzt werden können, etwa der Mittelweg zwischen einem signifikanten Beitrag zur grünen Transformation und dem Ausbleiben signifikanter Schäden – das, was wir "intermediärer Übergang" nennen. Unsere Empfehlung ist, dass dies auf freiwilliger Basis von Unternehmen genutzt werden könnte, die ihren Weg für Investoren und Aktionäre beschreiben und Kapital zur Finanzierung ihrer Aktivitäten aufnehmen wollen."

Das komplette Webinar sehen Sie hier.