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Wasser als zentrales Risiko unserer Zeit

In der Septemberausgabe der Fachzeitschrift „Der Treasurer“ erörtert Gregor Vulturius, Lead Scientist und Berater Climate & Sustainable Finance bei der SEB, weshalb es eines anderen Umgangs mit der Ressource Wasser bedarf, warum Wasser auch für Industrieländer ein materielles Risiko darstellt und welche Rolle der Finanzsektor bei Investitionen in neue Konzepte und Lösungen spielen kann.

Der Zugang zu ausreichend sauberem Wasser ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Ob zur Ernährung, der täglichen Hygiene, verschiedener Aktivitäten im Haushalt oder der Freizeit. Gleichzeitig dient Wasser als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, wird als Energiequelle genutzt oder etwa für die Herstellung weltweit produzierter Güter. Kurzum: es ist ein unverzichtbares Gut. So unverzichtbar, dass es angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise deutlich mehr Wertschätzung und eines anderen Umgangs mit der Ressource bedarf.

Denn auf der anderen Seite hat jeder vierte Mensch auf der Welt keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser – und die Knappheit wird sich weiter verstärken. Die globalen Oberflächentemperaturen werden weiter steigen, Dürren weiter zunehmen. Laut OECD werden zur Erreichung des Nachhaltigkeitsziels Nummer 6 der Vereinten Nationen – Sauberes Wasser und sanitäre Versorgung sicherstellen – bis 2030 etwa 1 Billion US-Dollar benötigt. Das ist das Dreifache der derzeitigen Investitionen in Wasser. Klimakrise bedeutet also auch: Wasserkrise.

Mitnichten betrifft diese Krise aber nur Länder im globalen Süden. Das führt die anhaltende Hitze und Trockenheit in Europa deutlich vor Augen. Die Wirtschaft respektive Unternehmen in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien oder Skandinavien müssen sich dem Thema Wasserknappheit dringendst widmen. Der Europäischen Kommission zufolge fehlen jährliche Investitionen von 27 Milliarden Euro, um eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung in Europa zu erreichen.

Verbrauch zu hoch

Dass es vor allem in der Landwirtschaft dringend einer Verbesserung der Bewässerungssysteme und verantwortungsvollem Grundwassermanagement zur effizienteren Nutzung bedarf, ist nunmehr „Common Sense“. Aber auch in Sektoren wie der verarbeitenden Industrie, bei Energie- und Stromversorgern, im Kohleabbau und Bergbau sowie der Metallproduktion ist der Wasserverbrauch hoch. Zu großen Teilen wird das Wasser zum Kühlen der Produktionsanlagen und dem Betrieb von Kraftwerken genutzt.

Um dem wachsenden Risiko von Wasserknappheit zu begegnen, benötigt es neue Konzepte und intelligentere Lösungen, einschließlich Solar- und Windenergie, aber auch neue Technologien zur Wasseraufbereitung. Einer Umfrage der CDP (Carbon Disclosure Project) zufolge erwarten sich Unternehmen von neuen wassersparenden Lösungen einen Mehrwert von über 430 Milliarden US-Dollar.

Da Investitionen in neue Technologien meist sehr kostspielig sind, kommt dem Finanzsektor eine entscheidende Rolle zu. Dabei geht es zunächst darum, bei Unternehmen und Kommunen, aber auch bei Investoren und Regierungen, das nötige Bewusstsein zu schaffen, den Wert von Wasser höher zu bepreisen und nachhaltige Investitionen in Wasser anzuregen.

Ein mögliches Finanzinstrument können etwa Blue Bonds sein. Die an Green Bonds angelehnten Anleihen können Städte oder Unternehmen herausgeben, um sich Geld zu leihen, das sie anschließend für nachhaltige Wasserprojekte einsetzen können. Auch für große institutionelle Investoren sind solche Anleihen sehr reizvoll – und schließlich sorgen sie für eine größere wirtschaftliche Stabilität und fairen Zugang zu sicherem Trinkwasser oder Ozeanschutz.

Zudem besteht die berechtigte Hoffnung, dass nicht zuletzt durch regulatorische Anpassungen mehr Geld für Investitionen in Wasser zur Verfügung gestellt wird. So hat die EU-Kommission jüngst den Katalog der Wirtschaftsaktivitäten erweitert, die unter der grünen Taxonomie als nachhaltig gelten sollen. Dazu gehören neben Biodiversität und Kreislaufwirtschaft auch die „nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen“.

Den Gastbeitrag in Ausgabe 3/2023 von „Der Treasurer" finden Sie hier.