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Wasser als Chance und Risiko

Alexandra Themistocli, Head of Sustainability
Alexandra Themistocli, Head of Sustainability DACH bei der SEB

Die Klimakrise ist heute vor allem am Thema Wasser sichtbar. Zunehmende Dürreperioden, Überflutungen und Wasserknappheit erfordern sofortige Maßnahmen - auch mit Blick auf die Finanzierungen. Ein Gastbeitrag von Alexandra Themistocli, Head of Sustainability DACH bei der SEB.

Der Wassersektor trägt jährlich mit einem geschätzten Wert von 58 Billionen US-Dollar zur globalen Wertschöpfung bei. Er ist global stark reguliert und die UN-Vollversammlung hat bereits im Jahr 2010 den Zugang zu Sanitärversorgung und zu einwandfreiem und sauberem Trinkwasser als Menschenrecht deklariert. Fast 15 Jahre später steht fest: Das Gut Wasser wird knapp, trotz aller bisherigen Maßnahmen.

Der Blick auf die Zahlen verdeutlicht es: 97 Prozent des auf der Erde befindlichen Wassers ist Salzwasser, 2 Prozent Gletscherwasser und lediglich 1 Prozent ist Süßwasser. Als wäre Letzteres nicht ohnehin schon knapp, sind die Wasservorkommen ungleich verteilt – während es in einigen Ländern hohe Wasservorkommen gibt, herrscht in anderen Wasserknappheit. Gleichzeitig steigt der Verbrauch durch stärkere wirtschaftliche Aktivitäten und Bevölkerungswachstum. 70 Prozent des aktuellen Süßwasserverbrauchs entfallen auf die Landwirtschaft, 19 Prozent auf die Industrie und 11 Prozent auf die privaten Haushalte – der Verbrauch muss sinken.

Die weltweite Wasserinfrastruktur verschärft das Problem. Sie ist veraltet und es tritt zu viel Wasser aus – im Durchschnitt knapp 25 Prozent. Die Verantwortung für die Trinkwasserversorgung liegt größtenteils in der Hand von öffentlichen Versorgungsunternehmen. Dringend benötigte Investitionen für die Erneuerung der Entnahmebrunnen, Wasserwerke und Trinkwasserleitungen erfordern enorme Finanzmittel. Laut Weltwirtschaftsforum werden schätzungsweise Investitionen über 6,7 Billionen US-Dollar bis 2030 und 22 Billionen US-Dollar bis 2050 benötigt.

Zukunftsfähigkeit stärken

Auch Unternehmen müssen ihre wasserbezogenen Risiken stärker identifizieren, managen und gegebenenfalls reduzieren, um finanzielle Verluste zu vermeiden. Dabei sollten sie die eigene Lieferkette, die physische Risikobewertung der eigenen Standorte und die Abwasserbehandlung in den Blick nehmen. Zentrale Themen sind zudem die effizientere Nutzung von Wasser in der Produktion sowie die Wiederverwendung von Abwasser durch die Entwicklung neuer Technologien.

Neben einer Stärkung der eigenen Zukunftsfähigkeit, Kostenersparnissen und der Erfüllung der regulatorischen Anforderungen verbessern sich durch entsprechende Maßnahmen auch die Reputation und idealerweise der Markenwert des Unternehmens.

Es gibt einen enormen Investitionsbedarf in wasserbezogene Themen –  zum einen in die Modernisierung der öffentlichen Wasserinfrastruktur und zum anderen in die Entwicklung neuer Wassertechnologien für die Landwirtschaft, die Industrie und für Privathaushalte. Gerade Infrastrukturprojekte könnten durch öffentlich-private Partnerschaften erfolgen. Sprich: Banken, Investoren und Unternehmen könnten als Unterstützer der öffentlichen Hand agieren.

Außerdem könnten die Kapitalmärkte die Finanzierung durch den gezielten Einsatz von EU-Taxonomie-konformen Wasser-Anleihen, sogenannten Blue Bonds, unterstützen. Auch nachhaltigkeitsgebundene Kreditlinien, deren Margen an die entsprechenden Nachhaltigkeitskennzahlen für die Nutzung von Wasser gekoppelt sind, könnten helfen. Zudem hat die Investorenlandschaft wachsendes Interesse, sich über Fonds an Wassertechnologieunternehmen zu beteiligen.

Nachhaltige Finanzierungsprodukte gibt es bereits einige. Wichtig ist, dass die Unternehmen dem Thema Wasser jetzt die notwendige Aufmerksamkeit widmen und sich mit ihren wasserbezogenen Risiken und Opportunitäten befassen. So leisten sie nicht nur einen positiven Beitrag, um der akuten Wasserkrise entgegenzuwirken, sondern sind gleichzeitig für regulatorische Anforderungen gewappnet und verbessern so ihre Resilienz ebenso wie die Zukunftssicherheit ihres Unternehmens.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Themenbeilage "Green Finance" der Magazine FINANCE, DerTreasurer und dpn erschienen.