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Interview mit Amprion: Vom Rückgrat der Energiewende, Ausbautempo und hohen Finanzierungsbedarf

Bildquelle: Amprion

Der Umbau des europäischen Energiekonzepts zu einem klimaneutralen und sicheren Ökosystem ist im vollen Gange. Dafür bedarf es nicht nur des Ausbaus der erneuerbaren Energien, sondern auch des Ausbaus der Übertragung. Die Verantwortung für das Höchstspannungsnetz in Deutschland liegt bei vier Übertragungsnetzbetreibern. Amprion ist einer von ihnen und hat im Rahmen der Energiewende ein Investitionsprogramm in Höhe von rund 22 Milliarden Euro bis 2027 auf den Weg gebracht. Die SEB unterstützt diesen Weg seit 2021. So fungierte die Bank zum Beispiel als Beraterin beim Aufbau des Green Finance Frameworks.

Im Interview berichten Matthias Dürr, Leiter Europäische Angelegenheiten und Nachhaltigkeitsmanagement, und Patrick Wang, Leiter Investor Relations, worauf es bei der Energiewende ankommt.

Amprion ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland und damit ein wichtiger Treiber der Energiewende für die Gesellschaft und Industrie. Wie sieht Amprions Strategie aus, um dieser Rolle gerecht zu werden?

Matthias Dürr: Wir als Amprion haben einen Rahmen, der für uns handlungsweisend ist, das ist der Regulierungsrahmen. Daneben bringt das signifikante Wachstum, das durch die Energiewende auf Amprion zukommt, drei Herausforderungen mit sich: Finanzmittel, Materialbeschaffung sowie Personal. Hier gilt es, alles drei sicherzustellen, sodass wir die Projekte auch realisieren können. Das sind drei strategische Hebel, die wir angehen, um die Energiewende umsetzen zu können.

Patrick Wang: Um diese drei Themen zu adressieren, stehen wir im engen Austausch mit der Politik, unseren Kunden und Investoren. Damit die Energiewende so funktioniert, wie sie funktionieren soll, müssen die Parameter und Rahmenbedingungen stimmen. Als reguliertes Unternehmen pflegen wir einen konstruktiven Austausch und einen engen Schulterschluss mit den Regulierern, um an gemeinsamen Schnittmengen so zu arbeiten, dass es für den Erfolg der Energiewende zuträglich ist.

Wo stehen wir auf dem Weg der Energiewende?

Matthias Dürr: Die Bundesregierung hat verinnerlicht, was notwendig ist: der Netzausbau sowie die Beschleunigung der Verfahren stehen ganz oben auf der Agenda. Das ist auch gut so. Das Verständnis hat sich etabliert, dass wenn Deutschland den Ausbau der erneuerbaren Energien fördert, es zeitgleich den Netzausbau fördern muss, damit der Strom auch transportiert werden kann. Für uns bedeutet das zu sagen, was Sinn macht, denn wir haben eine volkswirtschaftliche Verantwortung und wir achten darauf, dass wir nur Projekte umsetzen, wenn sie wirtschaftlich und technisch sinnvoll sind. Ein anderer Punkt sind die systemischen Lösungen. Wir setzen uns dafür ein, dass die technischen Anlagen dort gebaut werden, wo sie das System entlasten.

Patrick Wang: Wir bauen das Netz bedarfsgerecht aus, sodass die erneuerbaren Energien fließen können. Wenn die Netze nicht da sind, kann man so viele Windparks bauen, wie man möchte. Der Strom kann dann nicht dahin fließen, wo er hinmuss. Dabei sind die Rahmenbedingungen entscheidend. Wir haben etwa vor zwei Jahren schon einen 10-Punkte-Plan veröffentlicht. Dieser beschreibt, was aus technischer Sicht notwendig ist, um den Kohleausstieg idealerweise bis 2030 zu erreichen. Hier ist noch einiges zu tun.

Wie sieht Amprions eigene nachhaltige Transformation aus, wie weit ist sie fortgeschritten?

Matthias Dürr: Amprion hat in den vergangenen vier Jahren riesige Fortschritte erzielt. Angefangen haben wir mit einer Mitarbeiterin und heute umfasst der Nachhaltigkeitsbereich etwa 20 Personen. Wichtig für die eigene Transformation ist es, und das gelingt uns ganz gut, nicht nur die Akzeptanz des Themas Nachhaltigkeit im Unternehmen zu steigern, sondern die Bedeutung so herauszuheben, dass die Kolleginnen und Kollegen von sich aus mitgenommen werden wollen. Wir haben es geschafft, eine CO2-Reduktionsstrategie zu beschließen, die jetzt umgesetzt wird. Aber es geht nicht nur um das E in ESG wie CO2-Reduktion oder Trassenmanagement, sondern auch darum, die Zahlen und Daten zusammenzustellen sowie auch um das S in ESG wie Community-Engagement und die Frage, wo können wir vor Ort mit den betroffenen Stakeholdern zusammenarbeiten.

Die SEB und Amprion arbeiten seit rund zweieinhalb Jahren zusammen, was war für Sie der ausschlaggebende Grund, sich für die SEB zu entscheiden?

Patrick Wang: Uns fehlte eine skandinavische Bank im Portfolio und zudem haben wir mit Blick auf die vor uns liegende Arbeit im Nachhaltigkeitsbereich geschaut, wer uns am besten unterstützen kann. Die SEB hat beim Thema Nachhaltigkeit einen enorm guten Ruf und passte sehr gut zum bestehenden Bankenportfolio. Die Art und Weise, wie wir mit unseren Ansprechpartnern bei der SEB zusammenarbeiten, haben unsere Erwartungen bestätigt. Für uns ist dies bislang eine rundum gelungene Zusammenarbeit.

Inwieweit ist es in Amprions nachhaltiger Transformation wichtig, die Unternehmensstrategie glaubwürdig zu finanzieren und wie setzen Sie das um?

Patrick Wang: Das spielt eine extrem wichtige Rolle. Nachhaltigkeit ist bei Amprion ein inhärenter Part der Unternehmensstrategie. Das wird im Unternehmen gelebt, jeder Fachbereich ist involviert. Diesen Fakt bringen wir authentisch an Investoren rüber. Das positive Feedback sieht man an den erfolgreichen Emissionen. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir als Ermöglicher der Energiewende Nachhaltigkeit auch entsprechend in die Finanzierungsstrategie einfließen lassen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen aber auch Chancen in der Energiewende?

Matthias Dürr:  Chance, aber auch Herausforderung ist es, das Volumen der Projekte zu stemmen. Das gilt für alle Übertragungsnetzbetreiber. Unsere Aufgabe wird es daher noch verstärkter sein, zu sagen, was realistisch ist. Gerade beim Kohleausstieg 2030 haben wir die zehn Voraussetzungen skizziert [Anm. d. Red.: das Papier ist öffentlich einsehbar: "10-Punkte-Plan zum beschleunigten Kohleausstieg 2030", Update November 2023]. Wenn diese nicht eingehalten werden können, dann wird es länger dauern. Entscheidend bei dieser hohen Geschwindigkeit ist es, dass man immer einen kühlen Kopf bewahrt.  

Patrick Wang: In Europa, aber auch weltweit ist der Ausbau der Erneuerbaren das Trendthema, auf das alle aufspringen. Wenn es um Ressourcen geht wie Konverter-Plattformen oder um Kabel, ist das Angebot auf den Märkten eng. Aus diesem Grund haben wir wichtige Komponenten bis zum Jahr 2030 bereits gesichert. Aber auch danach brauchen wir Kabel, Konverter und Plattformen in erheblichem Umfang, um die Ausbauziele zu erreichen. Hier sind wir im engen Austausch mit Politik und Herstellern.

Matthias Dürr:  Eine andere Herausforderung ist zudem das Finanzvolumen. Wir sind das Unternehmen mit einem der höchsten Finanzbedarfe in Deutschland, wir gehören mindestens zu den Top 3 und laufen vielfach noch unter dem Radar wie ein Hidden Champion.

Die Amprion GmbH ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland. Amprions 11.000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz transportiert Strom in einem Gebiet von der Nordsee bis zu den Alpen. Dort wird ein Drittel der Wirtschaftsleistung Deutschlands erzeugt. Amprion beschäftigt rund 2.300 Mitarbeitende in Dortmund und an mehr als 30 weiteren Standorten. Das Unternehmen übernimmt zudem übergreifende Aufgaben für die Verbundnetze in Deutschland und Europa.