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Die SEB auf der UN-Klimakonferenz

Jedes Jahr kommen Vertreterinnen und Vertreter aus fast allen Ländern der Welt zusammen, um an der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP) teilzunehmen. Dieses Jahr findet die 28. UN-Klimakonferenz, die COP28, vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai statt. Wie in den beiden Vorjahren wird ein Experten-Team der SEB vor Ort sein und die Konferenz verfolgen.

In diesem Jahr erlebten Länder in aller Welt rekordverdächtige Temperaturen und noch nie dagewesene Auswirkungen des Klimawandels, die sich in Dürren, Waldbränden, Überschwemmungen und Stürmen äußerten. Gleichzeitig gab es im vergangenen Jahr einige positive Entwicklungen im Bereich des globalen Klimaschutzes, wie etwa die erste Klimagesetzgebung in den Vereinigten Staaten sowie positive politische Entwicklungen in Australien und Brasilien. Darüber hinaus haben sich die USA und China Anfang dieses Monats auf ein neues Klimaabkommen geeinigt, in dem sie versprechen, den Ausbau erneuerbarer Energien zu verdreifachen und die Verschmutzung durch Methan und Plastik zu bekämpfen.

Trotz der zahlreichen positiven Entwicklungen schlägt die Wissenschaft Alarm und versucht, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass sich die Welt weiterhin auf einen Temperaturanstieg zubewegt, der weit über dem im Pariser Abkommen festgelegten Ziel von 1,5-Grad liegt. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) wird sich die Welt sogar dann auf eine Erwärmung von bis zu 3 Grad zubewegen, wenn alle Länder ihre gesteckten Klimaziele erreichen.1 Die möglichen Auswirkungen eines solchen Temperaturanstiegs auf die Gesellschaft vorherzusagen ist schwierig. Es ist aber davon auszugehen, dass sie in vielerlei Hinsicht verheerend sein werden.2

Positiv zu vermerken ist, dass mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen sowie Solar- und Windenergie, die weltweiten CO2-Emissionen höchstwahrscheinlich schon vor 2025 ihren Höhepunkt erreichen werden. Optimistischere Analysen prophezeien bereits für 2024 einen Rückgang der Emissionszahlen.3 Der Wissenschaft zufolge wäre es aber trügerisch zu glauben, dass nur weil weniger emittiert wird, sich auch weniger Treibhausgase in der Atmosphäre befinden. „Auch wenn man immer weniger Wasser in eine Badewanne gießt, wird die Wanne immer voller", schreibt Joe Lo bei Climate Change News. Daher verspricht der sich nähernde Emissionshöhepunkt nicht unbedingt eine Verringerung der Wahrscheinlichkeit in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels. Jedenfalls nicht so schnell, wie wir es bräuchten.

„Globale Bestandsaufnahme“

Einer der wichtigsten Aspekte der diesjährigen Konferenz wird der Abschluss der so genannten Global Stocktake (GST) sein. Die GST ist ein elementarer Bestandteil des Klima-Übereinkommens von Paris, mit dem die Umsetzung des Abkommens überprüft und der gemeinsame Fortschritt der Länder bei der Verwirklichung der vereinbarten Ziele bewertet wird. Die aktuelle Bestandsaufnahme begann auf der COP26 im Jahr 2021 und wird dieses Jahr auf der COP28 abgeschlossen. Dieser Prozess wird den Teilnehmenden der Konferenz dabei helfen, die derzeitigen Lücken in den globalen Klimaaktionsplänen zu ermitteln und ehrgeizigere, gründlichere Ziele in der nächsten Runde der Klimaaktionspläne festzulegen, die 2025 ansteht.

Die Rolle fossiler Brennstoffe

Letzte Woche forderte das Europäische Parlament auf der COP28 ein globales Abkommen zum „schnellstmöglichen Ausstieg (Phase Out) aus fossilen Brennstoffen, um 1,5-Grad in Reichweite zu halten, auch durch den Stopp aller neuen Investitionen in die Förderung fossiler Brennstoffe". Tatsächlich war die Formulierung von "Phase Out" oder "Phase Down" in den letzten zwei Jahren eines der zentralen Themen der COP-Verhandlungen. Der Begriff "Phase Down" bezieht sich auf die strukturierte Verringerung der Nutzung fossiler Brennstoffe, während "Phase Out" den vollständigen Ausstieg bedeutet. Auf der COP26 in Glasgow einigten sich die Länder auf eine „strukturierte Verringerung (Phase Down) der ungebremsten Kohleverstromung", nachdem China und Indien gefordert hatten, den Wortlaut des Glasgower Klimapakts von "Phase Out" in "Phase Down" zu ändern. Auf der COP27 in Sharm El-Sheikh drängte eine Koalition aus 80 Ländern darauf, den Wortlaut des Abkommens so zu ändern, dass alle fossilen Brennstoffe und nicht nur Kohle einbezogen werden. Ihre Bemühungen waren jedoch nicht erfolgreich.

Zweifellos werden die Diskussionen über die Verpflichtungen der Länder zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe in Dubai weitergehen, zumal der GST-Synthesebericht die Notwendigkeit eines „Ausstiegs aus der Nutzung fossiler Brennstoffe in unvermindertem Umfang" betont. Es gibt jedoch auch Stimmen, die ihre Zweifel daran äußern, wie viel von der VAE-Präsidentschaft auf der Konferenz zu diesem Thema erwartet werden darf. So berichtete die BBC, dass die „VAE die Klimagespräche nutzen wollen, um Ölgeschäfte zu machen".

In den vergangenen Jahren wurde die Konferenz wegen der hohen Anzahl von Lobbyisten für fossile Brennstoffe unter den Teilnehmenden heftig kritisiert. Es wurde berichtet, dass eine Rekordzahl von über 600 solcher Lobbyisten an der COP27 teilnahm4, und es wird erwartet, dass dieser Rekord dieses Jahr erneut gebrochen wird.5

Weitere Konferenzthemen

Es gibt mehrere Themen, die auf der COP28 voraussichtlich besondere Aufmerksamkeit bekommen werden. Dazu gehören etwa die Anpassung an den Klimawandel, Schäden und Verluste, saubere Energie und Lebensmittelsysteme.

Beim Thema Klimaanpassung geht es darum, die Gesellschaften widerstandsfähiger gegen die unvermeidlichen Auswirkungen des Klimawandels zu machen, während es bei Verlusten und Schäden um die Verluste geht, die durch den Klimawandel verursacht werden. Auf der COP27 im vergangenen Jahr einigten sich die Länder auf die Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden, um ärmere Länder bei der Bewältigung der negativen Folgen des Klimawandels zu unterstützen. Auf der COP28 wird erwartet, dass sich die Länder darauf einigen, wie viel Geld in diesen Fonds fließen muss. Letztes Jahr wurde geschätzt, dass für erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen in den Entwicklungsländern jährlich 1 Billion Dollar an externen Investitionen erforderlich wären.6

Ein weiteres zu erwartendes Ergebnis der COP28 ist die Verabschiedung eines Rahmenwerks zur Klimaanpassung, in dem das globale Anpassungsziel des Pariser Abkommens klarer definiert wird. Beobachter hoffen, dass ein solcher Rahmen die globalen Anpassungskapazitäten erhöhen und es den Ländern ermöglichen wird, die Fortschritte in diesem Bereich effektiv zu messen. Darüber hinaus wird er der Anpassungsfinanzierung eine klarere Richtung geben, die derzeit im Vergleich zum erwarteten künftigen Bedarf deutlich unterdimensioniert ist.7

Wie bereits erwähnt, haben sich die Vereinigten Staaten und China darauf geeinigt, den Ausbau erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen. Die Europäische Union hat gemeinsam mit den Vereinigten Staaten und dem COP28-Vorsitz der VAE einen Vorschlag unterbreitet, wonach sich alle Länder ein ähnliches Ziel setzen sollen, zusätzlich zur Verdoppelung der Energieeinsparungen im gleichen Zeitraum. Es wird erwartet, dass dieser Vorschlag auf der Konferenz breite Unterstützung finden wird, da die G20-Länder die Idee bereits unterstützen.8

Ein neues Thema, das dieses Jahr im Mittelpunkt der COP stehen wird, sind die Lebensmittelsysteme, wobei der Schwerpunkt auf der Landwirtschaft liegt. Der Agrarsektor, insbesondere die Tierhaltung, ist einer der Sektoren mit den höchsten Emissionen in der Weltwirtschaft.9 Anfang dieses Jahres hat der COP28-Vorsitz die Agenda für Lebensmittelsysteme und Landwirtschaft ins Leben gerufen, in der die Länder aufgefordert werden, ihre nationalen Lebensmittelsysteme und Agrarpolitiken bis 2025 mit den nationalen Klimastrategien in Einklang zu bringen.10  Es wird interessant zu beobachten sein, ob sich diese Bemühungen während der Konferenz in Dubai in konkreteren Schritten niederschlagen werden und ob wir ein breites Engagement zur Verankerung der Lebensmittelsysteme auf der globalen Klimaagenda sehen werden.

Stimmen der SEB zur COP28

Als Bank sieht sich die SEB in der Verantwortung, das Tempo in Richtung einer nachhaltigen Zukunft zu beschleunigen. Veranstaltungen wie die UN-Klimakonferenz prägen die Entwicklung der Transformation und bestimmen die Art und Weise, wie Kapital in Klimaschutzmaßnahmen fließen wird.

Hans Beyer, Chief Sustainability Officer der SEB, wird an der diesjährigen Konferenz teilnehmen und die SEB vor Ort vertreten: „Ich reise dorthin, weil die Konferenz eine zentrale Funktion beim Agenda-Setting für den weltweiten Fortschritt im Bereich des Klimas hat. Dieses Mal wird mein Besuch eher explorativen Charakter haben. Da jedoch viele unserer Kunden regelmäßig an der Konferenz teilnehmen und die Bedeutsamkeit wahrnehmen, lohnt es sich zu prüfen, ob wir uns in Zukunft aktiver daran beteiligen."

Lina Norder, eine der Vertreterinnen der SEB in der EU-Plattform für nachhaltige Finanzen, hebt die Rolle hervor, die die COP bei der Angleichung der globalen regulatorischen Rahmenbedingungen spielen könnte: „In der Klimapolitik hat die EU schnell und früh gehandelt, was sich direkt auf uns und unsere Kunden auswirkt. Es wird interessant zu beobachten sein, ob sich nach der Konferenz das regulatorische Umfeld im Rest der Welt in die gleiche Richtung bewegen wird."

Gregor Vulturius, Lead Scientist und Berater Climate & Sustainable Finance bei der SEB, weist auf die Investitions- und Geschäftsmöglichkeiten hin, die mit der globalen Veranstaltung verbunden sind: „Die Konferenz wird Unternehmen und der Finanzindustrie helfen, die künftigen politischen Prioritäten, den Investitionsbedarf und die Geschäftsmöglichkeiten zu verstehen."

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1 Broken Records: Temperatures hit new highs, yet world fails to cut emissions (again) (unep.org)

2 In numbers: The state of the climate ahead of Cop28 (climatechangenews.com)

3 When will global greenhouse gas emissions peak? (edcdn.com)

4 ‘Explosion’ in number of fossil fuel lobbyists at Cop27 climate summit | Cop27 | The Guardian

5 COP28 puts out welcome mat to lobbyists (france24.com)

6 Finance for climate action: scaling up investment for climate and development - Grantham Research Institute on climate change and the environment (lse.ac.uk)

7 What is COP28 and why is it important? | Chatham House – International Affairs Think Tank

8 COP28: What key issues will be discussed at UN climate change conference? | Reuters

9 FAO - News Article: Key facts and findings

10 News detail | UN Food Systems Coordination Hub (unfoodsystemshub.org)