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Die EZB wird grüner – neue Strategie als starkes Signal an den Markt

Im Jahr 2014 hat die Europäische Zentralbank (EZB) ein Programm zum Ankauf von Vermögenswerten aufgelegt, das sich sowohl auf Staats- als auch auf Unternehmensanleihen konzentriert. Die Strategie der EZB für diese Art von Programmen ändert sich nun, was erhebliche Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung innerhalb der EU haben könnte.

Genau wie die Schwedische Nationalbank (Riksbank) hat die EZB ein Inflationsziel von zwei Prozent – mit dem Hauptziel, Preisstabilität zu schaffen. Um die Inflation auf das gewünschte Niveau anzuheben, senkte die EZB nach der Finanzkrise im Jahr 2008 den Leitzins bis in den negativen Bereich. Der Erfolg blieb jedoch aus, weshalb der EZB-Rat als nächsten Schritt ein Ankaufprogramm beschloss.

Ein Teil des Kaufprogramms der EZB war auf Unternehmensanleihen ausgerichtet. Dieses sogenannte Corporate Sector Purchase Programme (CSPP) startete im Jahr 2016. Im Januar dieses Jahres belief sich der Gesamtwert der im Rahmen des CSPP gekauften Vermögenswerte auf rund 344 Milliarden Euro. Als die Nettokäufe im Zuge des CSPP im Juli 2022 ausliefen, kündigte EZB-Präsidentin Isabel Schnabel an, dass die Zentralbank mit einer schrittweisen "Ökologisierung" ihrer Bestände beginnen werde.

Was könnte eine solche Umstellung in der Praxis bedeuten?

„Wenn die Anleihen, die die EZB besitzt, fällig werden, wird ein Teil des Geldes, das in ökologisch fragwürdige Unternehmen investiert ist, aus dem Markt genommen werden“, sagt Jussi Hiljanen, Chefstratege der SEB. „Ein anderer Teil des Kapitals wird jedoch in grüne Anleihen reinvestiert. Selbst wenn also die Gesamtsumme der Investitionen zurückgeht, kann der in grüne Anleihen investierte Betrag sogar steigen."

Hiljanen ergänzt: „Wenn nach einiger Zeit die EZB das Geld aus fällig werdenden Anleihen nicht mehr vollständig reinvestiert, will die Zentralbank damit beginnen, ökologisch fragwürdige Bestände vorzeitig zu verkaufen und auf nachhaltige Alternativen umzustellen. Die Strategie der EZB wird also von der Strategie der Federal Reserve abweichen. Der Grund liegt darin, dass die EZB neben dem Inflationsziel ein zweites Mandat hat – nämlich die EU-Politik zu unterstützen.“

Als der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell sich zu den Unterschieden zwischen den beiden Zentralbanken äußerte, betonte er, dass die Federal Reserve nicht über die Regulierungsbefugnis verfüge, um in die Fußstapfen der EZB zu treten. Und fügte hinzu: „Wir sind keine Klimapolitiker und werden es auch nicht sein.“

Welche Auswirkungen könnte die neue Strategie der EZB nach Ansicht von Jussi Hiljanen haben? „Dass die EZB am Kauf grüner Anleihen interessiert ist, erhöht die Bereitschaft großer Unternehmen, solche Anleihen auszugeben. Darüber hinaus wird das Interesse der Anleger am Kauf grüner Anleihen wachsen."

Tiefgreifende Nachhaltigkeitsstrategie mit Fragezeichen

Es besteht kein Zweifel, dass die EZB nun grüner werden will. Gleichzeitig ist wenig darüber bekannt, wie dieser Schritt im Einzelnen ablaufen wird. „Die Tatsache, dass die EZB nicht nur bei der Fälligkeit von Anleihen auf grün umstellt, sondern auch den vorzeitigen Verkauf von nicht-grünen Anleihen plant, ist ein Schritt in Richtung einer tiefgreifenderen Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt Thomas Thygesen, Global Head of Strategy Reseach der SEB. „Allerdings hat die EZB nicht bekannt gegeben, nach welchen Parametern sie die Unternehmen bewerten wird. Wir wissen, dass die Kriterien mit den aktuellen Emissionen, dem Potenzial zur Emissionsreduzierung und der Nachhaltigkeitsberichterstattung verknüpft sind – aber nicht genau wie."

Thygesen ergänzt: „Auch der Zeitplan wurde nicht kommuniziert – sprich, wie schnell die EZB mit dem Verkauf der Bestände beginnen will, die sie nicht mehr besitzen möchte."

Warum gibt die EZB nicht bekannt, nach welchen Kriterien sie bewertet?

„Wahrscheinlich liegt es daran, weil damit die Gefahr verbunden ist, dass die Unternehmen anfangen sich an den Kriterien zu orientieren, anstatt die wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte zu verfolgen."

Trotz aller Fragezeichen sieht Thygesen den Strategiewechsel der EZB in Bezug auf die Unternehmensanleihen als einen bedeutenden Schritt an. „Es ist ein sehr starkes Signal und ein sehr mächtiges Instrument, das die EZB einsetzt. Die Botschaft ist ganz einfach, dass die Kredite teurer werden, wenn die Nachhaltigkeitsaspekte nicht berücksichtigt werden. Dies betrifft alle Akteure auf dem Markt. Eines der Hauptargumente für die Emission grüner Anleihen war bisher das etwas vage Argument, dass die Investoren das so wollen. Jetzt hat die EZB diesen Worten Nachdruck verliehen."

Was können wir von dieser Entwicklung erwarten?

„Es wird große Auswirkungen haben, die sich aber nicht quantifizieren lassen – zum Beispiel wie viele Milliarden mehr in Nachhaltigkeit investiert werden oder wie viele Windräder mehr gebaut werden. Alles ist auf komplexe Weise miteinander verwoben und könnte als ein langsam fahrender Güterzug bezeichnet werden, bei dem die EZB die Lokomotive ist", so Thygesen abschließend.