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Energiekrise als Weckruf: Die Aufholjagd

Alexandra Themistocli, Head of Sustainability der SEB in Deutschland

In der Septemberausgabe der Fachzeitschrift "Der Treasurer“ erörtert Alexandra Themistocli, Head of Sustainability der SEB in Deutschland, inwiefern die aktuelle Energiekrise als Weckruf für notwendige klimapositive Veränderungen dient und sich als Katalysator der Nachhaltigkeit erweisen wird.

Der Krieg in der Ukraine hat eine strukturelle Energiekrise aufgedeckt, die schon seit Jahrzehnten im Gange ist. Lange Zeit wurde es verpasst, in alternative Energiequellen zu investieren, der Transformationsprozess verschlafen. In der Regel überwogen das wirtschaftliche Argument und der kurzfristige Blickwinkel. Nun, da wir aus sicherheits- und geopolitscher Perspektive nahezu gezwungen werden, aus falschen Abhängigkeiten herauszukommen, wird sich auch die grüne Transformation beschleunigen müssen. Fossile Energieträger und neue Abhängigkeiten sind dabei nicht als langfristige Lösung anzusehen.

Tradierte Modelle zu prüfen

Kurzfristig werden Unternehmen und Gesellschaft aber weiterhin mit den Risiken aus diesem verzögerten Transformationsprozess leben und gestiegene Energiepreise, volatile Märkte und eine Energieknappheit respektive Versorgungsunsicherheit akzeptieren müssen. Dieser Umbruch stellt tradierte Geschäftsmodelle offensichtlich auf den Prüfstand, bietet aber auch Chancen – vor allem mit Blick auf alle Themen des ESG-Spektrums. Diese werden in den nächsten Dekaden über Erfolg und Misserfolg von Geschäftsmodellen entscheiden.

Der Wert eines Unternehmens hängt in Zukunft mehr denn je von einer nachhaltigen Ausrichtung ab. Eigenkapital und Kreditlinien, egal ob kurz- oder langfristig, werden verstärkt unter ESG-Aspekten vergeben, und zu einem vorausschauenden Risikomanagement gehört es, die ESG-Risiken nicht als reines CFO-Thema zu betrachten. Vielmehr sollte der Finanzchef seine Kolleginnen und Kollegen aus der Unternehmensführung miteinbeziehen und zusammen mit ihnen Strukturen schaffen, die eine Differenzierung der Nachhaltigkeitsrisiken begünstigen. Eine verantwortungsvolle Geschäftspolitik muss insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise als erweitertes Risikomanagement-Tool gesehen werden, um etwaige Reputations- und Regulierungsrisiken zu reduzieren.

Aus wirtschaftspolitischer und gesellschaftlicher Perspektive müssen auch der nachhaltige Um- und Ausbau der Netzinfrastruktur sowie die verstärkte Umsteuerung auf erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Solarenergie dazu beitragen, die Versäumnisse der Vergangenheit zu korrigieren. Auch wenn sich der Investitionsschub zunächst verzögern kann, da Regierungen und Unternehmen die kurzfristige Lösung der Probleme in Angriff nehmen, wird sich der langfristige Übergang zu einem nachhaltigen Energiesystem jedoch beschleunigen. Banken können sich in diesem Zusammenhang als starker und strategischer Partner erweisen, um die notwendigen Kapitalströme für Investitionen in die nachhaltige Transformation bereitzustellen.  

Veränderungen notwendig

Analog zur Pandemie, die zweifellos als Turbo für die Digitalisierung wirkte, fungiert diese Energiekrise also in ähnlicher Form als Weckruf für notwendige klimapositive Veränderungen und wird sich als Katalysator der Nachhaltigkeit erweisen. Dafür bedarf es, zusammen mit Anstrengungen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, eines weitsichtigen und nachhaltigen Risikomanagements, das auf die unternehmerische Zukunftsfähigkeit in einer sich transformierenden Welt ausgerichtet ist.

Den Gastbeitrag in Ausgabe 3/2022 von "Der Treasurer" finden Sie hier.