„Die Verbesserung, die wir aus den Ergebnissen in der Umfrage sehen, deckt sich mit unseren eigenen Beobachtungen“, sagt Juliette Xue Lascoux, General Manager und Leiterin der SEB Niederlassung in Shanghai. „Die von der Regierung Ende des vergangenen Jahres angekündigten Unterstützungsmaßnahmen scheinen nun überzeugender zu sein und tragen zu einer Aufhellung der Stimmung bei.“
Die Unternehmen bleiben jedoch angesichts der anhaltenden geopolitischen Unsicherheit und der Herausforderungen durch den sich verschärfenden lokalen Wettbewerb sehr zurückhaltend bei weiteren Investitionen. Viele (nord-)europäische Unternehmen geben an, dass ihre künftige China-Strategie viel mehr Präzision erfordern wird. Die Zeiten, in denen Investitionsentscheidungen auf einem allgemeinen Vertrauen in China als Markt beruhten, sind vorbei.
Zum Umfragezeitpunkt war die zukünftige Lage des internationalen Handels aufgrund der vielen Aussetzungen und Übergangsfristen der angekündigten Zölle noch nicht final geklärt. „Die potenziellen Auswirkungen von Handelskriegen auf die Geschäftsstimmung in China sind noch nicht vollständig berücksichtigt“, so Juliette Xue Lascoux.
Drei der vier Komponenten des Index (Auftragseingang, Investitionen, Personalbestand und Gewinnaussichten) sind gegenüber der vergangenen Umfrage im Dezember 2024 gestiegen. Der Index liegt jedoch weiterhin deutlich unter dem historischen Durchschnitt von 57,2 Punkten.
Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die Befragten eine verbesserte Gesamtleistung erwarten. Was die Umsatzprognose angeht, so ist diese im Vergleich zur Prognose von vor sechs Monaten unverändert. 44 Prozent der Befragten erwarten kaum oder gar keine Veränderungen beim Umsatz. Der Anteil der Befragten, die ein Umsatzwachstum von 5 bis 20 Prozent erwarten, sank von 35 auf 31 Prozent, während der Anteil derjenigen, die ein Umsatzwachstum von über 20 Prozent erwarten, von 1,4 auf 4 Prozent stieg.
Die Gewinnaussichten haben sich im Vergleich zur schwachen Situation im vergangenen Herbst verbessert. Die meisten Befragten (47 Prozent) erwarten, dass die Gewinne nahezu unverändert bleiben werden. Allerdings stieg der Anteil der Befragten, die ein Gewinnwachstum von über 5 Prozent erwarten, auf 31 Prozent (von 23 Prozent), und der Anteil derjenigen, die ein Gewinnwachstum von über 20 Prozent erwarten, stieg von null auf 8 Prozent.
Wie bei der vergangenen Umfrage sind die drei größten Sorgen der Studienteilnehmenden nach wie vor die Kundennachfrage, die geopolitische Lage und der Wettbewerb. Als größte Sorgen werden gleichsam mit 21 Prozent die geopolitische Lage und die Kundennachfrage genannt, gefolgt vom Wettbewerb mit 15 Prozent. Obwohl im Vergleich weit abgeschlagen, haben Wechselkurse, Materialkosten und Zahlungsabwicklung als erwähnte Sorgen an Bedeutung gewonnen.
„Angesichts der anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China sowie der Tatsache, dass die meisten Befragten Importe, Exporte oder beides tätigen, ist dies nicht überraschend“, sagt Juliette Xue Lascoux.
Obwohl es sich bei den Befragten um (nord-)europäische Unternehmen handelt, gaben interessanterweise 57 Prozent der Teilnehmenden an, dass die Beziehungen zwischen den USA und China erhebliche negative Auswirkungen auf das Geschäft haben. Der Anteil derjenigen, die über diese Entwicklung besorgt sind, ist jedoch gegenüber der Dezember-Umfrage aus 2024 zurückgegangen. Das im Mai in Genf vereinbarte Handelsabkommen hat wahrscheinlich einen Teil der kurzfristigen Unsicherheit gemildert.
Die Erwartungen hinsichtlich der Zölle zwischen der EU und China haben sich seit dem vergangenen Herbst erheblich verändert. Die überwiegende Mehrheit der Befragten (67 Prozent) ging davon aus, dass die Zölle auf chinesische Importe unverändert blieben, was einen deutlichen Anstieg gegenüber den 34 Prozent in der vorherigen Umfrage darstellt. Seit die EU im Oktober 2024 Zölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge verhängt hat, hat sich die Diskussion um Zölle weitgehend stabilisiert.
Über die Umfrage
Der China Financial Index der SEB ist eine halbjährliche Umfrage unter den Niederlassungen europäischer Unternehmen in China. Der Index zeigt, wie sich die Erwartungen nordischer, deutscher, österreichischer, Schweizer und britischer Unternehmen hinsichtlich der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen in dem Land verändern. Die aktuelle Befragung wurde zwischen dem 18. und 27. Juni 2025 durchgeführt.